Im Internet Labor der TU München
von Georg Holzach, FAZ
von Georg Holzach, FAZ
Wer ein guter Informatiker werden will, braucht große Computer. Jeder Informatikstudent hat einen Rechner zu Hause, doch mit einem einzelnen kann man kein Auktionshaus und auch keine drahtlosen Zugangstechniken für Internetanwendungen planen. Dafür benötigt man Netzwerke. Aber selbst die multimediale Ausstattung der Universitäten ist mit großen Projekten oft überfordert. Die Technische Universität München hat deshalb jetzt ein sogenanntes Internet-Labor eingerichtet, das von der Firma Intel gestiftet wurde und das das erste seiner Art in Deutschland ist.
„Wir wollen eine Art Start-up-Schmiede auf dem Campusgelände schaffen„, erklärt Günther Jünger, Geschäftsführer der Intel Deutschland GmbH. Die studentischen Jungunternehmer verfügen seiner Ansicht nach über ein enormes Maß an Ideenreichtum und Innovation. Dieses gelte es zu fördern.
Die Fakultät für Informatik der TU München will durch diese Zusammenarbeit Lehre und Praxis verknüpfen. „Das ist von hohem Interesse, weil die Entwicklungszyklen heute so schnellebig sind und wir zusätzlich vom fachspezifischen Wissen eines weltweit führenden IT- Unternehmens profitieren können„, erklärt Manfred Broy, Professor und Leiter des Lehrstuhls für Software und Systems Engineering.
Was das Internet-Labor von anderen universitären Rechnerräumen unterscheidet, ist die hochwertige Ausstattung. Genutzt wird es für den drahtlosen Zugang zum Internet und für andere Internetanwendungen wie zum Beispiel Firewalls.
Eine andere Art von drahtlosem Zugang erlaubt dem Studenten im Netz zu surfen, während er auf dem Campus unter einem Baum liegt. Das Funknetz muß den Studenten erkennen und ihm seine Zugriffsrechte gewähren, egal welcher Station im Funknetz er sich gerade nähert. Solche Anwendungen werden weiter ausgebaut. Ein weiteres Produkt mit drahtlosem Zugang zum Internet ist ein Umgebungsinformationsdienst auf Mobiltelefonen. Der soll dem Kunden darstellen, wo die nächste Apotheke oder Tankstelle ist. Diese lokale Information soll das Mobiltelefon von den jeweiligen Mobilfunksendeanlagen bekommen, mit denen es gerade über WAP oder UMTS verbunden ist.
Damit Informationen auf diesen unsichtbaren Wegen geheim bleiben, brauchen Netze Firewalls. Diese Brandmauern müssen filtern, welche Benutzer mit welchen Programmen in das Netz eindringen, darin lesen und darin schreiben dürfen. „Eigentlich müßte man jedem Rechner, der am Netz hängt, noch einen Supercomputer davorbauen, nur so als Firewall„, sagt Professor Arndt Bode, Vizepräsident der Technischen Universität München.
„Das wäre aber viel zu teuer. Dafür brauchen wir billigere Konzepte„, sagt er. Und auch über die soll im Internet-Labor nachgedacht werden. „Wir entwickeln Werkzeuge für Anwendungsentwickler„, erklärt der wissenschaftliche Mitarbeiter Michael Fahrmair. „Wenn wir bei unseren Forschungen über eine Idee stolpern, die für die breite Masse brauchbar sein kann, dann können wir die Anwendung hier entwickeln, bis sie so funktioniert, daß man einen Geldgeber davon überzeugen kann„, beschreibt er die Vorzüge des Internet-Labors.
Angesiedelt ist es im Institut für Informatik. Fakultätsübergreifend soll es als Keimzelle für Firmengründungen im E-Business dienen. Auch das universitätseigene Center für Digital Technology und Management, das auch mit dem renommierten Bostoner Massachusetts Institute of Technology zusammenarbeitet, wird miteinbezogen. „Es bildet die Brücke zwischen Informatik, BWL und Kommunikationstechnik„, erklärt Arndt Bode.Wer für die Mitarbeit im Internet-Labor zugelassen wird, entscheidet eine Jury mit Vertretern der Technischen Universität und des Sponsors Intel.
Sie wählt verschiedene multinationale Teams mit jeweils 15 bis 20 Studenten aus. „Mehr als 50 Studenten können hier nicht sinnvoll arbeiten„, erklärt der Vizepräsident die Beschränkungen. In Frage kommen alle Studenten, die das Vordiplom bestanden haben.
Weitere Informationen:
Weitere Informationen sind unter der Internetadresse www.intum.de abrufbar; Anfragen beantworten: bode@in.tum.de, broy@in.tum.de, fahrmair@in.tum.de
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.07.2001, Nr. 173, S. 65
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